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Hella Schultz

geboren am 22. Januar 1948 in Coburg
gestorben am 26. September 2023 in Lichtenfels

Kerzen

Kerze

Gabriele KAHL
entzündete diese Kerze am 16. Oktober 2023 um 14.22 Uhr

Schau nach oben...

weit und weiter.
Ich sitze auf der Himmelsleiter
und erfreu mich an den Stunden, in denen Du zurückgefunden,
ins Leben...
und in frohes Lachen...
Ich würde es genau so machen.

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Kondolenzen

Stimmungsbild

Stefan
schrieb am 14. Oktober 2023 um 1.25 Uhr

Ich durfte Dich 57 Jahre erleben. Viel länger, als manch anderer Mensch seine Mutter erleben durfte. Dafür bin ich sehr dankbar. Es hätten aber auch gerne 67, 77 usw. Jahre werden dürfen. Aber der Herr wollte den langen Leidensweg eines wundervollen und lieben Menschen beenden und sorgt fortan dafür, dass es ihr jetzt bessergeht.
Als ich durch dich das Licht der Welt erblickte, und du warst erst 17 (!), wäre mein Lebenslicht auch fast schon wieder erloschen. Nur durch mehrere feste Schläge, so berichtetest du mir, wurde ich, bereits blau gefärbt, doch auf dieser Welt belassen. Wer kann schon von sich behaupten, bereits mit wenigen Sekunden Lebenszeit die erste Tracht Prügel seines Lebens erhalten zu haben.
Aber genau dies war das Fundament einer innigen Beziehung. Du warst mein Anker. Ein Jahr nach meiner Geburt kam mein lieber Bruder Christian zu Welt. Zu diesem Zeitpunkt warst du bereits alleinerziehende Mutter von zwei Kindern. Und dies in den 60er Jahren. Skandal. Heute fast normal, früher ein absolutes No Go.
Aber du warst tapfer, auch dank Oma und Opa. Zwar haben sie dich deinen Traum, Kinderkrankenschwester zu werden, nie Realität werden lassen, doch das hast du akzeptiert. Deine Eltern mussten dich und deine zwei Schwestern Christa und Inge großziehen. Und da du die Jüngste im Bunde warst, war einfach kein Geld mehr da. Du wärst sicher eine wundervolle Kinderkrankenschwester geworden. Glaub mir, ich weiß das.
Du hast uns nie spüren lassen, dass wir wenig Geld hatten. Du hast uns fast jeden Wunsch erfüllt. Damit du mit zwei kleinen Kindern trotzdem dein Leben als junge Frau etwas genießen konntest, bist du abends häufiger mit Freundinnen ausgegangen. Da Oma und Opa für uns auch wie Eltern waren, wusstest du uns stets gut aufgehoben. Und wenn sie auch mal nicht da waren, konntest du uns leicht davon überzeugen, auch mal allein zuhause und im Bett zu bleiben, indem du uns bestochen hast. Ja, wir Kinder waren korrupt. Ein kleines Schüsselchen Süßigkeiten, leider nur ein kleines, hatte uns als Sedativum genügt. Wir waren so die bravsten Kinder dieser Welt.
Da du eine Kämpferin warst, hat es auch nicht lange gedauert, dass du Anfang der 70er Jahre unseren neuen lieben Vater Helmut an Land gezogen hast. Ja, im wörtlichen Sinne, denn er war Vollblutmatrose aus Hamburg. Aus dieser Beziehung entsprang dann 1974 unser lieber Bruder Martin.
So wuchsen wir geborgen und zufrieden auf. Geld war zwar weiterhin knapp, aber wir spürten nur selten etwas davon. So konnten wir nicht ins Skilager fahren, da es einfach finanziell nicht zu stemmen war. Wir haben von dir aber schöne Geschenke bekommen. Das einzige, was ich dir übelgenommen hatte, war, dass, während meine Schulkameraden Pistengaudi hatten, ich in einer fremden Klasse die Schulbank drücken musste. Das habe ich dir aber verziehen. So wie auch du mir alles verziehen hattest.
Der Jahreswechsel 1979 auf 1980. Da ich bereits mit 14 Jahren immer wieder mal heimlich geraucht hatte, und du mich häufiger erwischt hattest, versprach ich dir zum Jahreswechsel, mit dem Rauchen aufzuhören. Das gab ich dir sogar schriftlich. Du warst mein zweifelhaftes Vorbild als überzeugte Krone Raucherin.
Es war 5 Minuten nach Mitternacht, du gingst zum Fenster und sahst auf die Straße als ich eine Zigarette in der Hand haltend mich mit einem Freund unterhielt. Mein schlechtes Gewissen war kaum auszuhalten und deine Enttäuschung sicher schier unendlich. Ich weiß bis heute nicht, was in mich gefahren war. Aber auch das hattest du mir verziehen. Jetzt bin ich seit Jahrzehnten Nichtraucher.
Unsere Schullaufbahn. Du hattest es nicht leicht mit uns. Doch haben wir alle auf unsere Art und Weise unseren Weg gemacht. Und da warst stolz auf uns alle. Du hast, um uns alles zu ermöglichen, dein letztes Hemd gegeben. Ich habe dich dafür bewundert, weil ich nie wusste, wie du das alles eigentlich schaffen konntest. Zwar war schulische Hilfe deinerseits, außer Vokabelabfrage, ab einer gewissen Jahrgangsstufe nicht mehr möglich, aber wir haben uns doch irgendwie durchgewurschtelt. Ich durfte Klavierunterricht nehmen. In Latein hat mich die Nachhilfelehrerin von Note 5 auf Note 2 gehoben und das hast du alles bezahlt. Ich ziehe heute noch meinen Hut vor dir.

Unsere gemeinsamen Reisen waren unvergesslich aber viel zu selten. Mit 15 Jahren waren wir eine Woche in Prag. Ich weiß noch so viel darüber, als wäre es gestern gewesen. Vor allem die Heimkunft nach Coburg war unvergessen. Dort erwartete mich ein Strafzettel über 80 DM und meinem ersten Punkt in Flensburg. Was war passiert?
Du wolltest nie, dass ich Mofa fahre, weil du Angst um mich hattest. Ich konnte es aber nicht lassen, weil viele meiner Freunde das durften. So habe ich mir heimlich ein Mofa gekauft, bei einem Freund untergestellt. Eines Tages besuchte ich einen Freund. Er hatte eine geländegängige Maschine und ich nur ein kleines Mofa. Wir fuhren off road in den Wald und prompt kam uns Zivilpolizei entgegen. Mein Freund konnte ab durch die Pampa, mir gelang dies nicht. Der Polizist stoppte mich, fuhr mein Mofa testweise und wäre beinahe gegen einen Baum gefahren, weil die Bremsen defekt waren. Außerdem funktionierte die Klingel nicht und das Versicherungszeichen war abgebrochen.Auch das hattest du mir schnell verziehen.
Wir sind mehrmals gemeinsam im kleinen Grenzverkehr in die DDR gereist. Verbotenerweise auch weiter als 50 km. Bis nach Erfurt. Wir haben gemeinsam die Itzquelle gesucht und gefunden. Dort blieb ich dann mit dem Hinterrad meines Passats in einem Loch stecken. Mit unmenschliche Kräften hast du uns dann rausgeschoben. Weiß bis heute nicht, wie du das geschafft hast. Zusammen waren wir unbesiegbar.
Die 90er Jahre. Eine Zäsur in unser aller Leben. Erst die Wiedervereinigung, dann mein Wegzug erst nach Siegen, dann nach Oberbayern. Du hast Oma im Theater vertreten, da Sie immer kränker wurde und wurdest dann dauerhaft beliebte Garderobiere im Landestheater. Dann der Tod von Oma und dann von Opa, die du aufopfernd bis ans Ende gepflegt hattest. Unsere heile Welt war zerstört. Und so musstest du dich neu erfinden.
Dann 1999 dein erster Flug mit mir nach London. Dort sind wir gefühlt 20 Kilometer im Laufschritt von Puppenladen zu Puppenladen geeilt und das auch noch bei Total Eclipse. Ja, die totale Sonnenfinsternis, die in London nicht ganz total war, durfte ich mit dir auf einem typischen AEC Routemaster, dem Londoner Doppeldeckerbus erleben. Auch Madame Tussauds Wachsfiguren hatten dich fasziniert. Puppen. Dein ganzes Leben war dominiert von diesen Wesen. Dein Hobby und wahrscheinlich dein Trost, da du keine Kinderkrankenschwester werden konntest. Wenn du etwas in die Hand genommen hast, dann war das 100 Prozent. Du wusstest nahezu alles über Puppen, warst die Verhandlungskünstlerin und hast dich immer durchgesetzt. Du konntest dich auch nie von etwas trennen. Obwohl dein Platz im Oberen Bürglass sehr begrenzt war, hast du dennoch immer einen Platz gefunden.
Die 2000er Jahre waren dann zunächst sehr friedlich und wir hatten eine neue Realität aufgebaut. Du warst sogar Modell für Mollige, obwohl wir doch mal gemeinsam und erfolgreich Diät mit Weight Watchers gemacht hatten.
Du hast dich wahnsinnig über meine Heirat mit Manu und die Geburt deiner beiden Enkel Tim und Lara gefreut. Endlich warst du Oma. Leider konntest du aufgrund unserer Entfernung nicht sehr viel mit ihnen erleben. Und als du 2007 auch noch einen Herzinfarkt erlitten hattest, war deine Mobilität von Jahr zu Jahr eingeschränkter. Den Rest deiner Krankengeschichte möchte ich uns allen ersparen. Es war sehr schwer. Ich habe dich stets für deine Kraft, deine positive Energie und Zuversicht bewundert. Dein Ausspruch: „Des werd scho wieder“ gab auch mir Kraft und Zuversicht.
Fast jede Fahrt in die Arbeit nutzte ich, um mit dir zu telefonieren. Auch wenn ich dich morgens geweckte hatte, hast du dich immer über meinen Anruf gefreut. Die letzten Jahre lebtest du mit deiner Krankheit in deinem Mikrokosmos. Das war nicht Coburg, das war dein Wohnzimmer im Oberen Bürglass. Die Stadt und das Theater waren dir nicht mehr wichtig. Nur noch dein kleines Lebensumfeld, das dir dein Mann und Martin so schön wie möglich gestaltete. Von hier wolltest du niemals weg.
Du hattest auch Ängste. Vor Kühen, die Dich auf einer Wiese mal angreifen wollten. Vor Reisen mit dem Zug. Als Kind bist du mal nach Norden statt nach Süden gefahren. Davor, dass uns Kindern etwas passieren könnte.
Noch so viele Geschichten gibt es über dich zu erzählen. Wir vermissen dich so sehr. Leider endet unsere gemeinsame Geschichte an dieser Stelle. Eines Tages, das will ich ganz fest glauben, sehe ich dich wieder und kann dich in meine Arme schließen. Liebe Mami, liebe Schwiegermami, liebe Oma, liebe Schwester, liebe Freundin.
Wir wissen, dass es dir jetzt bessergeht, aber wir wissen auch, dass du noch gern bei uns geblieben wärst. Der Glaube hilft uns weiter. Er gibt uns Kraft und lässt Dich in uns weiterleben. Wir werden dich nie vergessen. Wir vermissen dich und wir werden dich immer lieben.

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